Innovation & KI, Praxis, Werkzeuge & Technik

Architektur im Zeitalter der künstlichen Intelligenz

Meine persönliche Zusammenfassung des Architecture on Stage Talk, der Montagabend im Barbican Center, London stattfand.
Polina Sencu*

Das war der rote Faden: Wo hört architektonisches Denken auf und wo beginnt die Berechnung? Es war kein Tech-Showcase, sondern eine notwendige Reflexion darüber, wie KI unseren Beruf nicht nur von aussen beeinflusst, sondern die internen Strukturen der Architekturpraxis still und leise neu organisiert. Nachfolgend meine wichtigsten Eindrücke.

Shajay Bhooshan – Zaha Hadid Architekten
Shajay präsentierte eine pragmatische, aber kreative Sichtweise darauf, wie KI sowohl als Generator als auch als Optimierer eingesetzt wird:

  • Generative Modelle sind jetzt Teil des Design-Workflows, der mit kuratierten Datensätzen von Bildern und Renderings trainiert wird.
  • KI wird mit KI über benutzerdefinierte Pipelines bereitgestellt, um CAD-Tests über mehrere Variablen hinweg zu automatisieren.
  • Mit Vorhersagemodellen wie Markov-Entscheidungsketten bewegen sich Designprozesse über die Iteration hinaus hin zu informierter, datengesteuerter Intelligenz.

Das Gefühl für Gestaltung wird nicht ersetzt, sondern erweitert und skaliert.

Michael Drobnik – Herzog & de Meuron
Seine Präsentation machte deutlich, dass KI in der Architektur nicht mehr experimentell, sondern operativ ist:

  • Intern geschulte LLMs sind in Arbeitsabläufe integriert, beschaffen Projektdaten, beantworten Anfragen und fassen Informationen zusammen.
  • Die Barriere für das Programmieren wird neu gestaltet, da KI-Agenten es Architekten ermöglichen, über Eingabeaufforderungen in natürlicher Sprache mit komplexen Tools zu interagieren und Absichten in skriptgesteuerte Aktionen umzusetzen, ohne dass Programmierkenntnisse erforderlich sind.
  • Die Gestaltung wird zunehmend durch strukturierte Systeme unterstützt: von Datenpipelines über RAG-basierte Research Engines bis hin zu internen Wissensinfrastrukturen.

KI ist kein Plug-in. Es wird Teil der architektonischen DNA.

Martha Tsigkari – Foster + Partner

  • Echtzeit-Simulationen, automatisierte Bewertungen und massiv parallele Tests werden zur neuen Normalität.
  • Sie teilte ein Diagramm der KI-gesteuerten Workflow-Orchestrierung, bei der Tools über miteinander verbundene APIs, Hintergrundprozesse und flexible Microservices arbeiten.

Martha warf die vielleicht heikelste Frage des Abends auf: Was geschieht mit der Kreativität in diesen neuen Realitäten?

Die Antwort war nicht endgültig und sollte es vielleicht auch nicht sein. Es ist unwahrscheinlich, dass Kreativität verschwindet, aber sie wird sich weiterentwickeln. In dem Masse, in dem automatisierte Systeme Prozesse der Variation, Simulation und Bewertung übernehmen, beginnt sich die kreative Autorenschaft zu verschieben: von Zeichnung und Intuition hin zum Kuratieren, Orchestrieren und zu kritischer Entscheidungsfindung.

Reflexion
Was im Laufe des Abends am deutlichsten wurde, war der verteilte Charakter dieser Transformation: nicht angetrieben von einem einzelnen Tool oder Trend, sondern von stillen Reorganisationen über Arbeitsabläufe, Schnittstellen und interne Praxiskulturen hinweg. KI bereichert nicht nur unsere Arbeit, sondern verändert auch die Bedingungen, unter denen architektonische Arbeit imaginiert, produziert und verstanden wird.

*übersetzt mit DeepL, Foto: 20 Barbican Cinema 1, by Dion Barrett mit freundlicher Genehmigung des Barbican Centers